Studientag 2025
Der Studientag 2025 wird am 22.Februar in Mannheim von 10.30 Uhr - ca. 17.00 Uhr stattfinden.
Unter der Leitung von Olaf Trapp werden wir uns mit dem Thema "Instroke Essentials im Kontext der Bioenergetischen Analyse" beschäftigen.
Gäste und Mitglieder der SGfBA sind herzlich willkommen! Die Teilnahmegebühr für Nicht-Mitglieder beträgt 25,00 €.
Über zahlreiche Anmeldungen unter 1(dot)vorsitz(at)sgfba(dot)de freuen wir uns.
Datum: 22.02.25 10.30 Uhr - ca. 17.00 Uhr
Ort: Praxis Thomas Heinrich
Mannheimer Straße 53
68309 Mannheim
Studientag im Juni 2024 - Bericht
„Kontakt und Beziehung- ein energetischer Workshop, der Kräfte weckt“
Leitung: Josef Lutz
Bericht: Kirsten Barabas
Unser diesjähriger Studientag am 15.06.2024 stand unter dem Motto "Kontakt und Beziehung - ein energetischer Workshop, der Kräfte weckt" und wurde von unserem Kollegen Josef Lutz aus Freiburg geleitet. Zahlreiche Mitglieder unserer Gesellschaft und einige Gäste nahmen daran teil. Wir kamen in Mannheim in der geräumigen Praxis von Thomas Heinrich zusammen, der traditionsgemäß seine Räume für den Studientag zur Verfügung stellte und auch für unser leibliches Wohlergehen in den Pausen sorgte.
Wie können wir mit Negativität in unseren Beziehungen, vor allem zu unseren KlientInnen, umgehen? Diese Frage stellte Josef in den Mittelpunkt des Studientags.
Frustrationen und Wunden entstehen in Beziehungen, auch in der therapeutischen Beziehung; dies war für Josef der Ausgangspunkt seiner Reflexionen. Er bezog sich dabei vor allem auf den Artikel von Vita Heinrich-Clauer zum Thema Negativität1, den sie bei der IIBA-Konferenz in Portugal 2019 vorgestellt hatte. 2
Unter Negativität versteht Heinrich-Clauer unsere Schattenseiten oder auch Täter-Introjekte. Sie entstehen in unseren Primärbeziehungen durch massive „Grenzverletzungen körperlicher und/ oder seelischer Art“3 durch die Bezugspersonen, die auf das Kind traumatisierend wirken4. Mit dem Ziel uns zu schützen und nicht von den geliebten Menschen abgelehnt und verlassen zu werden, verlagern wir unseren Protest und Hass nach innen und entwickeln dadurch unsere dunklen Seiten. Wir verinnerlichen die „unbewussten dämonischen Haltungen des Elternteils, der uns bedrohte5, die sich als Selbsthass und Selbstabwertung bemerkbar machen.
Die Voraussetzung für die Arbeit mit den unbewussten, abgespaltenen Schattenseiten der KlientInnen besteht darin, dass wir uns als TherapeutInnen unserer Täter-Introjekte bewusstwerden und sie während unserer Selbsterfahrungsprozesse in Therapie und Supervision integrieren können. Denn das Aufeinandertreffen der Schattenseiten, der abgespaltenen, unbewussten Aggressionen zweier Menschen kann so viel Sprengstoff enthalten, dass dies zu einem Beziehungsabbruch führen kann.
Wie steht es bei uns TherapeutInnen mit unseren Schattenseiten? Josef lud uns durch eine Imaginationsübung ein, uns unserer unbewussten destruktiven Impulse gewahr zu werden. In der Übung konnten wir unseren gedanklichen, emotionalen und körperlichen Reaktionen auf negatives Verhalten von KlientInnen (z.B. wenn KlientInnen einfach wegbleiben, ein Abbruch der Beziehung entsteht) nachspüren.
In der anschließenden Diskussion ging es auch um die Frage, wie wir unseren KlientInnen helfen können, sich ihrer Schattenseiten bewusst zu werden und sie zu integrieren. Wenn KlientInnen von abwertenden inneren Stimmen in Besitz genommen oder sich von dem Bild der entwertenden Bezugsperson verfolgt fühlen, schlägt Vita Heinrich-Clauer einerseits Rituale der Externalisierung dieser destruktiven Person-Anteile durch Malen oder Gestalten eines Aggressionsobjektes vor. Andererseits ist für sie die Arbeit mit der Stimme ganz wichtig. Denn durch das Unterdrücken von Weinen, aber auch die Unterdrückung von Wut, Widerwillen und Ekel entsteht eine Blockierung des gesamten Mund-Hals-Rachen-Segments. Durch den stimmlichen Ausdruck dieser Gefühle zum Beispiel durch das Herausstrecken der Zunge, begleitet von Tönen, können die KlientInnen sich als selbstwirksam in der therapeutischen Beziehung erfahren, und die körperlichen Blockaden können gelockert werden.6
Im Anschluss an die Diskussion gab Josef uns die Gelegenheit, das Thema „Kontakt und Beziehung“ ganzheitlich durch Körperübungen selbst zu erfahren. Dazu lud er uns ein, zunächst in eine tiefe Verbindung mit uns selbst zu treten. Unsere morgendliche Steifheit fing er geschickt dadurch auf, dass das Aufwärmen aller Gelenke seinen Anfang im Sitzen nahm. Wieder einmal überraschte er uns damit, wie vielfältig es möglich ist, sogar im Sitzen auf einem Stuhl in Bewegung zu kommen! Eine schöne Anregung für unsere eigene Praxis, wo doch auch unter unseren KlientInnen immer mehr Menschen sind, die einen sitzenden Lebensstil pflegen und entsprechend oft Widerstände gegenüber Bewegung mitbringen. Durch Einladungen wie „Lass dich atmen“ und „Gönne dir weiche Knie“ inspirierte Josef uns wieder auf seine einfühlsame und humorvolle Weise.
Zum Mittagessen begaben wir uns in ein nahegelegenes griechisches Restaurant, wo wir bei hervorragendem Essen in einem liebevoll mit Pflanzen und Blumen gestalteten Ambiente auch Gelegenheit hatten, uns kollegial auszutauschen und einander besser kennen zu lernen.
Geschickt wusste Josef dann unser Ruhebedürfnis nach dem Mittagessen zu nutzen, indem er uns hier zu einer weiteren Vertiefung der Selbst- Erfahrung durch einen Bodyscan im Liegen einlud.
Im zweiten Teil des Nachmittags folgten dann Übungen, mit denen wir uns im Kontakt zum anderen erproben konnten. Hier ging es darum zu erspüren, wie eine begrenzende Aktion des anderen auf uns wirkt und was im Unterschied dazu bei einem freundlichen Kontakt im Körper passiert.
Hier knüpfte Josef noch einmal an den Vortrag von Vita Heinrich-Clauer an. Denn letztlich geht es ja darum, im therapeutischen Prozess die unbewussten aggressiven Anteile bewusst zu machen und dadurch ihre ursprüngliche Kraft als Lebensenergie für die KlientInnen wieder nutzbar zu machen.7 Anders als bei einer Abgrenzung im Sinne einer Zurückweisung oder sogar eines Beziehungsabbruchs kann uns die Erfahrung von Grenzen helfen, selbst-bewusster zu werden und dadurch erwachsener in Kontakt zu anderen zu treten. Die Übungssequenzen wurden jeweils durch eine Austauschphase abgeschlossen, durch die wir unsere Erfahrungen noch einmal reflektieren und durch den Austausch auch vertiefen konnten. Gegen 17 Uhr endete der Studientag. Vielen Dank an unseren Referenten Josef Lutz für diesen inspirierenden und bereichernden Tag!
[1] Vita Heinrich-Clauer: Begegnungen der Schattenseiten. Arbeit mit Negativität im therapeutischen Prozess. In: Baum, Marion (Hg.): Forum Bioenergetische Analyse 2019. Gießen 2019. S. 7-25
[2] Video des Vortrags auf youtube: https://tinyurl.com/mv2pb5ya (Stand 20.10.2024)
[3] Heinrich-Clauer, 2019, S. 9
[4] Diese können bestehen in körperlicher Gewalt wie Schlägen und intrusivem Verhalten, sexueller Gewalt, Unterlassung von Hilfeleistung mit traumatisierenden Folgen, verbaler Gewalt wie Abwertungen, Beschämungen, sadistischen Verhaltensweisen, dem Alter des Kindes nicht angemessenen Ansprüchen; Heinrich-Clauer, 2019, S. 10.
[5] Ebd.
[6] Heinrich-Clauer, 2019, S. 20-21.
[7] „Die emotionale Lösung geschieht, indem wir unsere Schattenseite (den Eltern-Teufel in uns) umarmen und energetisieren, um deren Kraft in unser bewusstes Selbst zu übernehmen.“ (Heinrich-Clauer 2019, S. 7).