Studientag im Mai 2019

 

Körperarbeit, Selbstfürsorge und Meditation

Leitung: Lolit Neef

Bericht von Karl-Heinz Schubert

Am 4. Mai 2019 fand der alljährliche Studientag in Mannheim in der Praxis von Thomas Heinrich statt, an dem sowohl Mitglieder der SGfBA als auch Gäste teilnahmen. Im Zeitraum 10.30-17.00 Uhr wurden wir von unserer Kollegin Lolit Neef inhaltlich qualifiziert und im Ablauf gut strukturiert achtsam und fürsorglich durch den Tag geführt.

Ihr Thema war: „Körperarbeit, Selbstfürsorge und Meditation – Verkörperung von Wohlbefinden, Verbundenheit und Bewusstsein“. Am Vormittag bis zum gemeinsamen Mittagessen in einem nahe  gelegenen Restaurant stellte Lolit Neef einige Basic-Übungen aus dem „Zapchen“ vor – eine von Julie Henderson gelehrte körperorientierte Übungsreihe, die Körperarbeit und Elemente aus dem Tibetischen Buddhismus verbindet. Julie Henderson hat neben ihrer Ausbildung zur Bioenergetikerin weitere Qualifizierung im Bereich psychologischer Beratung und wurde vor allem auch durch mehrere tibetische Lamas tiefgreifend beeinflusst.

Das Wort „Zapchen“ ist aus dem Tibetischen übernommen. Diese Methode ist eher ein körperlich-spiritueller Ansatz. Sie hat keinen therapeutischen Anspruch und ersetzt nicht, sich mit behindernden, hemmenden oder vertrackten inneren Situationen tiefgehender zu beschäftigen, wie es z.B. in der Bioenergetik geschieht. Es kann jedoch gewinnbringend eingesetzt werden bezüglich folgender Themen: Körpergrenzen, sich selbst spüren, aus einem körperlichen Gewohnheitsmuster heraus kommen, anderes spüren,  ins JETZT kommen, auf spielerische Weise ins Lachen und in tieferes Atmen kommen. Auch gibt es Erfahrungen, dass es in der Arbeit mit Jugendlichen gut eingesetzt werden kann.

Zur „Zapchen“-Methode gehört es dazu – und ist laut Julie Henderson vielleicht die wichtigste Übung von allen – nach einigen Übungen ein Nickerchen zu machen. Sie sagt, dass ohne das Einnicken die Übungen nur Arbeit, Aufgabe oder Anstrengung sind. Der Körper könne im Nickerchen verinnerlichen, was aus der Übung zu lernen ist. Durch das Nickerchen lernen wir schneller, tiefer und dauerhafter, ganz unabhängig von der Tätigkeit. Dies sei auch  durch Forschungen zu Stress von Hans Seyle untermauert sowie auch durch die Arbeit von Milton Erickson, der herausgefunden habe, dass das, was wir in veränderten Bewusstseinszuständen lernen (und da gehört der Schlaf/das Nickerchen dazu), tiefere Schichten unseres Gehirns und unserer Körpersysteme anspricht. In diesem Sinne ließ uns Lolit öfters auf dem Boden liegend „Nickerchen“ üben, was von uns allen in der dabei begleitenden Stille als angenehm, entspannend und erfrischend erlebt wurde.

Das vorab gut organisierte gemeinsame Mittagessen (13.00-14.30 Uhr) ermöglichte, sich auf kollegialer und privater Ebene auszutauschen und sich (noch mehr) kennenzulernen. Der Nachmittag des Studientages bis 17 Uhr gehörte der Erforschung der Frage, wie Meditation und Körperarbeit verbunden werden können und wie Spiritualität als Körpererfahrung ermöglicht werden kann. Hierzu wurde wieder unter Anleitung von Lolit geübt und erlebt – durch eine Verbindung im Kreis, stilles Sitzen, anschließende Körperübungen und eine Sharing-Runde, in der das Erlebte geteilt werden konnte.

Es war eine lebendige Gemeinschaft von uns Kolleginnen und Kollegen, in der wir uns achtsam und (selbst-) fürsorglich bewegten und uns gleichzeitig respektvoll und neugierig von Lolit thematisch unterrichten und führen lassen konnten. Am Schluss gab es ein herzliches Dankeschön an Lolit und auch an unseren Gastgeber Thomas Heinrich, der uns einen guten Rahmen gegeben und uns mit Speise und Trank sowie einer schönen Atmosphäre versorgt hat.


 

Studientag im April 2016

 

Bericht von Josef Lutz

Der Studientag, das möchte ich vorweg nehmen, war einfach super! Körperübungen, Vorträge, Diskussionen und kollegiale Gespräche wechselten sich ab, sodass der Tag wie im Flug verging. Nach den aufweckenden und beziehungsfördernden bioenergetischen Körperübungen, die von Kirsten Scheja angeleitet wurden, kamen wir zum Vortrag von Rainer Mahr.

Rainer, mit Saxophon, hielt einen spannenden Vortrag über das Verhältnis von emotionalen und kognitiven Behandlungsaspekten in der psychotherapeutischen Arbeit. Er sprach von seinen Erfahrungen, wie viel kognitive Arbeit notwendig ist, bis er seinen Gefühlen Ausdruck geben, sie durch das Instrument fließen lassen kann. Am Beispiel des Erlernens eines Musikinstrumentes, in diesem Fall des Saxophones, sprach er davon, wie wichtig in unserer Arbeit die kognitiven Aspekte sind, die Reflexion dessen, was in der Therapiestunde erlebt wurde, sowie die Planung von zukünftigen Schritten. Genauso bedeutsam ist es, wie wir dies in unsere therapeutische Arbeit modifizieren können. Dies sei überaus bedeutsam für die Entwicklung in der Therapie, um zu wachsen, zu lernen und für das Verändern der Persönlichkeit. Emotionen, Gefühle, Affekte haben keinen Wert an sich, sind weder gut noch schlecht. Sie signalisieren dem Organismus, dass er etwas braucht, Gefahr droht oder sein System rund läuft. Diese Informationen führen dazu, Alternativen zu überlegen. Ideen und Gedanken darüber, was man tun müsste oder könnte, sind natürlich auch nicht hilfreich, wenn es zu keinem entsprechenden Verhalten kommt: Das Hungergefühl zwingt mich, darüber nachzudenken, wie ich den Hunger stillen kann. Diese Gedanken allein machen mich aber noch nicht satt. Emotionen, Kognitionen und Verhalten bilden eine untrennbare Einheit. Keine Psychotherapie kommt ohne diese drei Aspekte aus. Lediglich der Zugang kann einmal von den Emotionen ausgehen, von den Kognitionen, oder vom Verhalten. Der lebendige Vortrag inspirierte uns zu einer angeregten, fachlichen Diskussion.

Anja van der Schrieck-Junker bildete uns weiter zu dem Thema: Körperpsychotherapie mit alten Menschen. Hierbei ging es darum die Mobilität älterer Menschen zu erhalten bzw. zu verbessern. Die Einschränkungen, unter denen ältere Menschen leiden, machte sie uns mit selbsterfahrenden Übungen deutlich. Danach folgte ein fachspezifischer Austausch.

Wir hatten einen emotionalen und spannenden Studientag, der unter der Anleitung von Karl-Heinz Schubert mit OHMM endete.